Platonakademie (98). Menschheit schreibt rote Zahlen / Gefühlskälte als Gradmesser des Denkens über die Natur / Aber Ecuador und Bolivien haben Einstellung zur Menschheit geändert

Platon-Akademie, 12. Februar 2012

„Katastrophe“ passt offenbar nicht ins menschliche Denken. Dass die in einem Jahr von der Menschheit benötigten Lebensreserven gegenwärtig schon im Septemebr verbraucht sind (ökologisches Defizit), ist unter Demographen lange bekannt. Fachliche Kritik hat schon vor 40 Jahren der Club of Rome erhoben. Die Ernährung der Menschheit sei wegen der Übervölkerung nicht mehr gesichert, berichtet Silvia Liebrich zum Thema Weltwirtschaftsgipfel in Davos (SZ vom 25.1. d.J. S. 23).

Nach Paul Ehrlich von der Universität Stanford wäre die Zivilisation erst ökologisch, wenn wir nur eine Milliarde Menschen zu versorgen hätten. „Menschenfeindlichkeit“ nennen bei uns ewig alte diese Einsicht

Dass täglich weit über 100 Tierarten verschwinden, weil gegenüber Nicht-Menschlichem Frivolität herrscht, dies rechnet sich ganz von selbst auf die Summe der roten Zahlen oben drauf. Nirgends kommt die Gesinnung des Menschen gegenüber den eigenen Grundlagen deutlicher zum Ausdruck als in der Gefühlskälte zum Tier. Es liegt an der Weltanschauung. Das Tier hat für das Gros der Menschheit keine Seele, und an die Übervölkerung wird nur der Privilegien-Maßstab angelegt: „Religiöse und moralische Gebote machen den Kampf gegen die Übervölkerung schwierig.“ (Liebrich ebd.)

Trotzdem. Man staunt: Ecuador und Bolivien haben den Schritt getan, der eindeutig Skepsis gegenüber den Vorrechten des Menschen signalisiert. Etwas, das J.J. Rousseau vor 200 Jahren gefordert hat – er wurde dafür geistig begraben. Als Vorreiter hat in Ecuador der Ökonom (nicht Ökologe!) Alberto Acosta, 2008 Präsident der verfassungsgebenden Versammlung, bewirkt, dass die im Volk beheimatete positive Auffassung von der Natur unzweideutig(!) ins Grundgesetz geschrieben wurde: Die Natur als „atmendes“ Lebewesen – genau das ist die Biosphäre aus biologischer Sicht! – darf nur genutzt werden, wenn sie dabei erhalten bleibt. Damit ist ein Recht, das das Ökosystem, nicht der Mensch, geschaffen hat, einklagbar geworden.

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Die 1995 erneuerte Platon-Akademie (PA) versteht sich als Fortsetzung und Abschluss der antiken. Es geht ihr aber nicht um die Fortsetzung der spekulativen Philosophie Platons, auch Textkritik ist die Ausnahme. Sie versucht, im naturwissenschaftlich widerspruchsfreien Konsens die richtige Antwort auf die von Platon gestellten Fragen nach der letzten Ursache der Naturgesetze und nach der Gesellschaftsordnung zu finden. Sie wurde 529 von der Kirche geschlossen. Leitung: Anton Franz Rüdiger Brück, geb. 1938, Staatsangeh. Deutsch. Humanistisches Gymnasium. Hochschulstudien: Physik, Mathematik, Pädagogik, Philosophie. Ausgeübter Beruf: Bis 2000 Lehrer im Staatsdienst.
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