Platonakademie (87). Existiert die Außenwelt nur in unserer Vorstellung? / Kants „Skandal der Philosophie“ und das Fließen der Zeit / (Kürzung und Nachtrag im letzten Abschnitt am 11.10.2015)

Platon-Akademie, 26. Oktober 2011

Immanuel Kant empfand es als einen Skandal, dass nach so vielen Jahrhunderten noch immer nicht geklärt sei, ob unsere Außenwelt überhaupt unabhängig vom wahrnehmenden Subjekt real ist. Seine Niederschrift lautet gekürzt: „ . . . so bleibt es immer ein Skandal der Philosophie und der allgemeinen Menschenvernunft, das Dasein der Dinge außer uns . . . bloß auf Glauben annehmen zu müssen, und wenn es jemand einfällt es zu bezweifeln, ihm keinen genugtuenden Beweis entgegenstellen zu können.“ (zit. n. Rolf Zimmermann, DER SKANDAL DER PHILOSOPHIE UND DIE SEMANTIK, München 1981, S.11).
Hätte Galilei oder ein Nachfolger das Fließen der Zeit in Form der Gegenwartsbedingung (GB) axiomatisiert*), hätte Kant das nicht sagen müssen.

So fällt auch die Entscheidung darüber, ob die Außenwelt real oder nur vorgestellt ist, im Rahmen der TFZ bereits auf S.2 von www.platonakademie.de „HS“ II:

Das Axiom Gegenwartsbedingung sagt in Worten aus: Man kann die vom Uhrzeiger angezeigte Gegenwart T nie mit einer anderen Zahl als 1 multiplizieren, weil man in der Gegenwart verbleiben muss. Als Formalisierung bewährt sich die Schreibweise T o 1 = T. („o“ Symbol für die Verknüpfung Multiplikation). Eigentlich müsste man über das Malzeichen das Wörtchen „nur“ schrieben. Es genügt aber, dies zu wissen. Daraus ergibt sich für den Armbanduhr-Besitzer eine „Zeitgeschwindigkeit“ T/T = 1. In Worten: In der verstreichenden Zeit T (Nenner) legt der Zeitpunkt auf der Zeitachse (Zähler) die Distanz T zurück. T/T = 1 gilt für jeden Uhrbesitzer, egal wie er sich zu anderen Uhrbesitzern bewegt.

Physikalisch evident wird die abstrakte Zeitgeschwindigkeit T/T jedoch erst dann, wenn man den Zähler T auf eine Raumskala abbildet, den Nenner aber nicht. Der wandernde Zeitpunkt T des Zählers hat damit nun ein eineindeutiges Bild Q* im Raum. Q* hat vom Ursprung O die räumliche Entfernung R*. O ist Ursprung der Zeit- wie auch der Entfernungszählung. Wie der Kenner der SRT sieht, ist die Zeitgeschwindigkeit jetzt die konstante Lichtgeschwindigkeit
R*/T = 1= c.

Allerdings erlauben wir uns mit der Abbildung eine folgenschwere Unkorrektheit: Die Raumskala in dieser Gleichung ist in dem Axiom GB gar nicht enthalten, das nur von der abstrakten psychischen Zeit handelt. Sie muss erfunden werden, damit die Zeitgeschwindigkeit anschaulich wird. Wir erlauben uns also eine willkürliche, mathematisch verbotene Maßnahme, indem wir den Zähler T „auf den Raum“ abbilden, dies aber dem Nenner T versagen. In der unwillkürlichen Variablen T allein ist bereits das ganze „Sein“ enthalten.

Der Raum existiert nach dieser Überlegung nicht selbständig real. Kants „Skandal“ ist nach der GB zu schließen im Grunde kein Skandal der Philosophie, sondern der Theoretischen Physik, das Fließen der Zeit zu ignorieren. Nachtrag am 11.10.2015: Ab diesem Datum wird der Satzt „der Raum ist nur vorgesstellt“ erstmals als „Skandalsatz“ geführt.
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Die 1995 erneuerte Platon-Akademie (PA) versteht sich als Fortsetzung und Abschluss der antiken. Es geht ihr aber nicht um die Fortsetzung der spekulativen Philosophie Platons, auch Textkritik ist die Ausnahme. Sie versucht, im naturwissenschaftlich widerspruchsfreien Konsens die richtige Antwort auf die von Platon gestellten Fragen nach der letzten Ursache der Naturgesetze und nach der Gesellschaftsordnung zu finden. Sie wurde 529 von der Kirche geschlossen. Leitung: Anton Franz Rüdiger Brück, geb. 1938, Staatsangeh. Deutsch. Humanistisches Gymnasium. Hochschulstudien: Physik, Mathematik, Pädagogik, Philosophie. Ausgeübter Beruf: Bis 2000 Lehrer im Staatsdienst.
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