Platon-Akademie
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Zur PressemappeMan warf in Montreal, wie üblich, auf die Ökologie nur einen Seitenblick. Denn "Gott sprach: Vermehret euch und macht euch die Erde untertan“ (Moses I). Diesem Kernproblem wich man aus, weil ein Gott, Erschaffer des Universums, die Vermehrung der Menschheit heiliggesprochen hat. Folgerung der Politik: Die Biosphäre darf „Gott sei Dank“ ausgebeutet werden.
Und die Vermehrung verläuft typischerweise exponentiell! Exponentiell heißt: Die Vermehrung geht umso schneller voran je größer ihr Ergebnis schon ist. Dass das Ausbeuten in Wahrheit mit Zerstörung endet, dazu siehe Brasilien, siehe Klima.
Hohe Selbstbewertung der Menschheit ist viel viel älter als das Zeitalter des Moses. Erst die Naturwissenschaft zeigte, dass die Ökologie eine demokratisch nicht wandelbare Grundgesetzlichkeit des Lebens ist. Die komplexe genetische Vernetzung der Biosphäre, die Wissenschaft Ökologie, ist erst mit der Entdeckung der Genome (1954) mehr geworden als Mutmaßung, Glaube, Idealismus. Sie brachte unwiderlegbare Logik. Ihre Gegen-These „die Menschheit ist überhaupt keine der Biosphäre untergeordnete Art“ wird trotzdem als selbstverständlich empfunden - nur eine Minderheit weiß ja überhaupt, was Logik bedeutet.
Richard Dawkins hat seinem berühmten Buch „Der Gotteswahn“ (Ullstein Verlag 1972) den Leitspruch vorangestellt: „Ich bin ein Gegner der Religion. Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen.“
Den Menschen nicht den Tierarten zuzuordnen, ist Wurzel des Nichtverstehens, Wurzel des Anthropozentrismus. Er ruft die (übervermehrte) Menschheit als Königin der „Schöpfung“ aus, und damit als Mittelpunkt alles Lebens.
Thema in PM 268: Sich in der Ökologie vom Mittelpunktswahn abzuwenden, bedeutet die zweite kopernikanische Wende. Bei ihr sind wir heute angekommen. Sie ist so konsequent wie einst die erste Wende, die Erkenntnis, dass die Erde, Wohnort des Menschen, nicht Mittelpunkt der Welt ist. Und sie hat ein viel größeres Gewicht.
Dass in der zweiten Wende der naturwissenschaftlich denkende Mensch die ungehindert exponentiell steigenden Wachstumskurven übervermehrter Arten als Schädlingsepidemien wahrnimmt, führt zum Verständnis der Welt erst dann, wenn man die exponentiell wuchernde Menschheit einbezieht. Das ist ökologisch folgerichtig. Es ist die wichtigste Aussage in dem Buch „Krone der Schöpfung? Der Mensch schafft das Zeitalter der Wüste“ (Hugo Hartmann Verlag 1964; s. PM 274).
„Die Politik der Hochkulturen wird sich noch lange über alle biologischen Gesetze stellen“, hieß es in PM 274. Kultur als die vom Menschen gemachte Welt dem Begriff Natur gegenüber zu stellen, war einst üblich weil sprachlich richtig. Heute meint man mit Kultur nur noch Künste wie Malerei, Dichtung usw. Aber kein Bereich der Kunst ist etwas anderes als die Kunst, das Nachdenken anzuregen. So war die einstige Alternative Kultur / Natur durchaus aussagekräftig.
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Die 1995 von Anton Franz Rüdiger Brück gegründete Platon-Akademie Rosenheim (PA) versteht sich als Ergänzung der antiken. Sie versucht, im naturwissenschaftlich widerspruchsfreien Konsens Antwort zu finden auf die von griechischen Philosophen geahnte Herkunft der Naturgesetze und nach der besten Gesellschaftsform (vgl. PM(239)). Vor allem ist sie als Internet-Akademie aktiv. Sie strebte bisher keinen juristischen Status an (Verein etc.).