Platonakademie(205). TFZ im Rückspiegel: Nicht nur Herbert Fröhlich*) äußerte einst Zweifel am offiziellen Zeitkonzept / Spätere Zitate zu dem „ …was Zeit wirklich ist“ / Das „postnewtonsche Parádigma“

Platon-Akademie, 2. Juni 2016

Als nach 1970 bekannt wurde, wie sich Heraklits Satz „Alles fließt“ formal analysieren lässt, rief das massiven Widerstand hervor. Eine Universität schritt – aktenkundig – gegen eine Fachzeitschrift ein, die, gestützt auf das Fröhlich-Dokument, den Ansatz bekannt machen wollte. Fröhlich hatte vermutet, dass das Stagnieren der Grundlagenphysik am hergebrachten Zeitkonzept liege und regte an, den Grundstein einer Theorie der unwillkürlich fließenden Zeit (TFZ), die sog. Gegenwartsbedingung GB, zu veröffentlichen. Es hatte sich 1969/70 herausgestellt: Direkte Folge der GB ist die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit Hand in Hand mit Heisenbergs Ungenauigkeitsrelation für Ort und Impuls. Fröhlich erwähnte, dass die weitere Entwicklung der Theorie noch recht willkürlich sei, doch solle die viel versprechende Arbeit fortgesetzt werden „die mit einer so interessanten Idee begonnen hat“. Die Arbeit an der TFZ wurde dann allerdings wegen des damaligen Zeitmangels erst ab 1978 systematisch aufgegriffen. In der Zeit danach wurden grundlegende Konsequenzen sichergestellt.

Noch im ausgehenden 20. Jahrhundert wussten wenige, dass es die Beschränkung auf feste Zeitpunkte ist, weshalb sich die Forschung phantasievollen, ja grotesken Hypothesen verschreiben muss, die sogar in eigenen Reihen beargwöhnt werden (s. PM(9)). Doch richteten sich bereits Äußerungen im Sinne Fröhlichs an die Öffentlichkeit.

„So unbefriedigend es sein mag“, schrieben Davies und Gribbin1995, „wir müssen eingestehen, dass wir an der Bestimmung dessen, was Zeit wirklich ist, bisher gescheitert sind, und uns mit den Alltagsbildern vom Fluss der Zeit begnügen, wenn wir versuchen, den Ursprung und schließlich das Schicksal des Universums zu beschreiben. Aber gerade dieses Eingeständnis . . . ist ein weiteres Indiz eines postnewtonschen Parádigmas, ein Zeichen dafür, dass das Universum mehr birgt als unsere alten Wissenschaftstheorien bislang fassen können.“ (Aus: AUF DEM WEG ZUR WELTFORMEL, dtv 1995, S. 128. Das Zitat enthält eine Wortumstellung, d. Vrf.). Ferner ist a.a.O vermerkt: „Es muss einen Zeitaspekt geben, den wir noch nicht verstehen und der in unserer Wahrnehmung eines sich bewegenden gegenwärtigen Augenblicks wirr und unvollständig auftaucht.“

Inzwischen ist die Suche nach diesem Zeitaspekt kein allgemeines Geheimnis mehr. Dass er ausgerechnet in der Hinzunahme der unwillkürlichen Variablen T bestehen soll, der Gegenwart, was den seit 4 Jahrhunderten dominierende Umgang mit festen Zeitpunkten in den Hintergrund stellt so dass man alles noch einmal von Galilei an entwickeln muss, diesen krassen Aspekt finden Ton angebende Kreise freilich keineswegs feierlich. Galileis Grundgleichung „Geschwindigkeit = Weg durch Zeit“, die jeder Autofahrer kennt, enthielt tief im Innern bereits die ganze Theoretische Physik, es fehlte eben nur ihre Verbindung mit der sich selbst bewegenden Zahl T. So wurden 1969/70 überraschend die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit (also die Spezielle Relativitätstheorie) und in einem Zuge mit ihr die so fern erscheinende Unschärferelation (die Quantenphysik) zum Startblock der Theorie der fortschreitenden Zeit.
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*) Herbert Fröhlich, 1905 bis 1991, Liverpool, Lehrstuhl für Theoretische Physik, Berufung durch James Chadwick

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