Platon-Akademie
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Zur PressemappeSehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrter Herr Professor Sauer! Dass und warum verändernde Eingriffe in die biologische Komplexität der Funktion von Genomen „praktisch immer“ (das soll besagen stets mehr oder weniger) stören, wird aus historischen Gründen nicht genügend gewürdigt. Die Folgen betreffen aber über den individuellen Organismus hinaus Biozönosen und letztlich die ganze Biosphäre.
Seit Darwin ist die Theorie einer sich über Milliarden Jahre hinziehenden Evolution unbezweifelbar, doch entstand Darwins Verständnis von Mutation und Selektion zu einer Zeit, als man die Struktur des genetischen Codes und die damit unüberschaubare funktionale Vernetzung biologischer Systeme nicht sicher erkennen konnte. Der Mensch selbst galt, salopp gesagt, als ein Gebilde aus stein- und holzähnlichem Knochenmaterial, einem durchgehenden Schlauch, einer Pumpe für das Blut, den „ganz besonderen Saft“ (Goethe), und einem geheimnisvoll mit Geist gefüllten weißlichen Brei in der Hirnschale. Darwin durfte bei so niedriger Kompliziertheit des Lebendigen darauf vertrauen, dass rein zufällige Erbänderungen gute Chancen haben, fortgeschrittene Organismen in die Welt zu bringen.
Er schrieb aber einmal an seinen Mitdenker Gray „Ich bekomme Fieber, wenn ich an das menschliche Auge denke.“ (Nach Remane*) a.a.O.) Der aufmerksame Beobachter konnte also damals schon ahnen, dass die Dinge doch viel verwickelter liegen als angenommen. Seit 1954 erfährt man nun jedes Jahr neue Einzelheiten über das langzeitig stabile Genom, die Translation seiner Nukleotid-Sequenzen in Proteine, seine flexible Anpassungsfähigkeit aufgrund epigenetischer Modifikation usf.
Die Komplexität der Vernetzung von Zellen aufgrund der in einem Genom enthaltenen Informationen hat die Biologen natürlich erstaunt. Man kann sie modellhaft abschätzen als die Maximalzahl K aller möglichen Wechselwirkungen zwischen n gegebenen Bausteinen, etwa Zellen. Man benützt dazu einfach die Gauß´sche Formel für die Zahl der möglichen Händedrucke unter n Personen:
K= n(n-1)/2 (1)
Danach ist bereits die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein enzymatisch voll intaktes Protein bestehend aus nur 10 Aminosäuren (bei einem Vorrat von 20) durch reinen Zufall zusammensetzt, sehr gering, nämlich
W = 20-10 = ca. 10-13 (2)
(Der angenommene Zufall kreiert natürlich primär nicht das Protein sondern die zugrunde liegende komplementäre DNS oder DNA). Für das erfolgreiche, zufällige Zustandekommen aller menschlichen Proteine – bis zu 1 Million – erhalten wir größenordnungsmäßig sogar nur
W = (10-13)6 = 10-78 (3)
Die Zahl der Protonen des Universums liegt bei 1080!
Das Zahlenergebnis beweist zuverlässig, dass sich die heutigen Genome nicht rein zufällig aus den archaischen Nukleotidsequenzen von Pro- und Eukarioten entwickelt haben. Man muss den Weg, den ein Genom konkret ging (s.*)), gar nicht kennen, um sicher zu sein dass die Evolution über einen zielgerichteten Mechanismus verfügt, der das Kooperieren von Milliarden Bausteinen garantiert.
Dieser kann wohl nur in der extremen Komplexität inbegriffen sein: Ihr wohnt offensichtlich eine unbewusste Art Intelligenz inne, die uns sogar anderswoher im einzelnen bereits vertraut ist, nämlich vom Immunsystem. Es kopiert eine sehr strukturreiche Virenoberfläche, speichert sie bis ins Detail und setzt die „Fotos“ nach Bedarf treffsicher wieder ein. Ähnliches geschieht, wenn die Natur gezielt den spezialisierten Borkenkäfer einzusetzen weiß, um Fichtenmonokulturen wieder in Mischwald überzuführen. Oder auch wenn sich Blütenkelchform und Bienenorgane auf einander abstimmen. Ziel- und zweckgerichtetes Arbeiten ist hier überall der molekularbiologischen Komplexität immanent.
Bestenfalls bei oberflächlich vernetzten Erbmerkmalen wie Augen- oder Fellfarbe, Form des Haarquerschnitts usw. wirft reiner Zufall keine Probleme auf. Epigenetische Anpassung kann hier das Nötige regeln. Sie bewirkt ja keine Änderungen der Nukleotid-Sequenzen, sondern nur Verstärkung oder Abschwächung ihrer Aktivität.
Trotz Jahrzehnte langer Bemühung, einen Denkfehler in der Schlussfolgerung zu finden, sehe ich diese Konsequenzen aus der Komplexität immer wieder bestätigt. Einem Kommentar bin ich trotzdem aufgeschlossen. Der langfristigen Stabilität wegen wird man den tatsächlichen Mechanismus der Evolution vielleicht nie beobachten, aber man kann doch eben theoretisch seine Existenz orten.
Es liegt nahe, anzunehmen dass der natürlichen, evolutionären Elimination eines Gens (oder seinem Austausch) stets eine über Jahrtausende hinweg bewährte epigenetische Expression vorausgeht, gewissermaßen als vorfühlendes Langzeitexperiment. Ohne diese Bewährungsproben verlässt sich der Organismus nicht auf Veränderungen im Code, insbesondere nicht auf zufällige.
Das ist für die aktuelle Gentechnologie natürlich ein grundlegender Gesichtspunkt. Denn die Industrie folgt noch immer der in der Bronzezeit entstandenen Einschätzung, der Mensch dürfe, müsse und könne tun was er wolle, er sei ja der Natur übergeordnet. Der Technologie ist es daher ein Horror, zu denken dass der Mensch der „primitiven Natur“ in Wahrheit unfreiwillig um viele Größenordnungen unterlegen sein soll und dass er niemals auch nur eine Stubenfliege wird nachbauen können. Dieser Horror verleitet zum Postulieren und Anerkennen der Zufallshypothese.
Es fällt allerdings auf, dass sogar Biologiebereiche dafür kein Verständnis aufbringen. Das sog. Human Brain Project z.B. klammert eine Einbeziehung der tatsächlichen Komplexität überhaupt aus. Auch Schutzverbände wie der BUND, Compact, Greenpeace, Rettet den Regenwald e.V. bringen die weitreichenden Konsequenzen aus K meines Wissens nicht in die Diskussion ein. Dass dazu ein bisschen Schulmathematik erforderlich ist, ist wohl nicht der einzige Grund.
Mit meinem Brief verbinde ich die Erwartung, dass der heutige Stand der Evolution und die Unmöglichkeit eines Zufall-Motors öffentlich mehr Interesse findet. Ich darf hierbei sicher auf die heuristische Hauptarbeit unter dem Namen Platonakademie hinweisen, die bei PresseECHO (s.o.) vorgestellt wird: Die Umstellung der formalen physikalische Grundlagentheorie aufgrund die seit Galilei unbeachteten Tatsache, dass die Zeit unbeeinflussbar fließt.
So verbleibe ich Ihnen
mit freundlichen Grüßen.
Anton Franz Rüdiger Brück
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*) A. Remane schreibt in NEUE ANTHROPOLOGIE Bd.1 S. 306 (dtv 4069, 1972): „Es fehlt aber noch jede Vorstellung, wie komplizierte Organe, an deren Aufbau Hunderte von Genen beteiligt sind, sich durch bekannte Mutationstypen gebildet und harmonisch weitergebildet haben.“
Portrait der Platonakademie
Die 1995 erneuerte Platon-Akademie (PA) versteht sich als Fortsetzung und Abschluss der antiken. Sie versucht, im naturwissenschaftlich widerspruchsfreien Konsens die richtige Antwort auf die von Platon gestellten Fragen nach der Herkunft der Naturgesetze und nach der besten Gesellschaftsform zu finden. Sie strebt keinen juristischen Status an (Verein etc.). Vor allem ist sie als Internet-Akademie aktiv. Die PA wurde 529 von der Kirche wegen weltanschaulicher Konkurrenz verboten.
Kontakt: Anton Franz Rüdiger Brück, geb. 1938, Staatsangehörigkeit Deutsch. Humanistisches Gymnasium. Hochschulstudien: Physik, Mathematik, Philosophie, Pädagogik. Ausgeübter Beruf: Bis 2000 Lehrer im Staatsdienst. Zuschriften bitte per Post an: s. Impressum in platonakademie.de