Platonakademie(185) zu Lima. Es ist zu spät, der Planet wird versteppen – Aber . . .!

Platon-Akademie, 16. Dezember 2014

Wir Menschen sitzen ja auf zwei Stühlen, zwei Wertesystemen, und meinen es sei einer: Wir sitzen auf dem anthropozentrischen „wir haben uns die Natur untertan zu machen“, und dem anti-anthropozentrisch-ökologischen „wir haben uns die Natur nicht untertan zu machen“. Letzteres Wertesystem ist in den Genomen der 100 Millionen naturbelassenen Tier- und Pflanzenarten des Planeten integriert. Es ist die in DNS-Buchstaben, d.h. immerhin schriftlich dokumentierte Ethik der sich behauptenden Biosphäre.

Sowas Kompliziertes zu sehen und gar einzusehen, fällt dem Schnitt der Nationen viel zu schwer – sogar manchem Naturschutzverband –, und da wird kräftig zensiert und bestochen. „Ein Zirkel konservativer Forscher sät systematisch Zweifel am Klimawandel“ (SZ, 3.11.2014, S. 16). Die NASA-Studie wurde auch sofort unter den Tisch gekehrt (PM(178)). Deshalb ist die Klimakatastrophe nicht zu bremsen. Leute auf der Straße, die religiös nicht gebunden sind, hört man überwiegend sagen, es sei zu spät. Das Zwei-Grad-Ziel der Politik ist lächerlicher Baldrian.

Immerhin kommt das für Politiker eigentlich Verwirrende erst noch nach. Die wohlbekannten steilen Wachstumskurven von Weltbevölkerung und Weltwirtschaft decken sich mit denen anderer ungebremster Populations-Entwicklungen, die von Politik und Ökonomie als Schädlingsplagen radikal verfolgt werden (PM(97), (125)). Die eigene Bevölkerungs-Explosion feiert die Menschheit dagegen als größten Erfolg der Erdgeschichte. Mancher bekommt glänzende Augen, wenn er was vom Anthropozän hört. Was soll man dazu sagen? Die Zentrifuge hat eben noch immer die Bronzezeit nicht ganz von der Aufklärung getrennt. Darwin gilt dem anthropozentrischen Prinzip als verbohrter Geistesbrecher.

Selbst wenn heute die Äxte in den Regenwäldern schweigen – der Klimawandel läuft. Es ist zu spät, auch wenn sich die UN in Paris einig werden. Denn zur Wirkung des CO2 gesellt sich bald schon das erste hochbeschleunigende Methan der Permafrost-Regionen, dreißig mal aktiver als CO2. Rechnen muss man daher so: Während das Eis der Antarktis schmilzt – es schmilzt bereits massiv, und bremsen Sie das mal, lieber Leser! – steigt der Meeresspiegel binnen weniger Jahrzehnte um 20 Meter oder mehr. An den Küsten werden alle Millionenstädte überschwemmt, die Menschen wandern ins Landesinnere, wo ihnen aber der Wüstensand entgegenweht, ähnlich wie schon heute der Stadt Peking. Nirgends mehr ausreichend Trinkwasser. Außerdem: Virologen sehen längst einem Virus entgegen, das nicht mehr rechtzeitig zu bremsen wäre. Es würde der Wachstumskurve einen Knick verpassen.

Das alles steht für Wissenschaftler, die nicht Politiker spielen, so gut wie fest. Schuldzuweisungen? Auch schon zu spät. Da müsste sich schon mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Compact-Demonstration anschließen, die jetzt unter dem Titel „Wir haben es satt“ vorbereitet wird. Übrig bleiben Menschen der Hochkulturen – oder nicht einmal die, denn die Weltwirtschaft bricht zusammen.

Und dennoch hat der Optimismus das ewige Leben:
1.) Eine Erde ohne Wald ist für erdähnliche Planeten zwischenzeitlich ganz normal. In Perm und Trias gab es viel mehr Wüste als fruchtbares Land (Pangäa). Wenn es bei uns wieder so weit ist, dann versteppt der Planet. Aber an Küsten und Strömen blühen doch bald wieder Wiesen, neue Schmetterlinge fliegen ungestört vom Gift der Agrarwirtschaft, und im Herbst zirpen die Zikaden – kein Traktor walzt sie mehr nieder, keine Gülle ersäuft mehr das Bodenleben. Wahrscheinlich fliegen noch Vogelschwärme darüber hin, Singvögel zwitschern. Eine Idylle. Und eine ganz wichtige Gewissheit: Die Sonne wird, folgt man der TFZ, keinesfalls schon in einer Milliarde Jahren zum tödlichen Riesenstern. Durch das ständig neu entstehende Grundsubstrat wird der verbrauchte Wasserstoffanteil der Sonnenmasse regeneriert. Wie das geht, s. PM(175) bis (177), auch (143). Wie viele Milliarden Jahre die Sonne noch erlebt, können spezialisierte Astrophysiker berechnen. Jedenfalls sehr viele. Zeit gibt es also der TFZ zufolge in rauhen Mengen. Die Genome der Arten, das Gesamtgenom der Biosphäre bringt auf diesem unserem Planeten spielend neue Regenwälder hervor. Es wird wieder Gleichgewicht herrschen. Biologisches.
Nur leider nicht für uns.
Oder am Ende irgendwie vielleicht doch auch für uns?

2.) Lieber geschockter Leser, es gibt im Augenblick(!) auf unendlich vielen Erden der geordneten Universen Menschheiten, die nicht borniert an Meinungen kleben, wie hier-zu-Erden, sondern einig am Strang der Vernunft und Logik ziehen. Anhand des Grundgesetzes der Identität können Sie sich, falls Sie auf PM(149) bis (151) zurückgreifen, ausmalen was das für jeden bedeutet.
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Portrait der Platonakademie
Die 1995 erneuerte Platon-Akademie (PA) versteht sich als Fortsetzung und Abschluss der antiken. Sie versucht, im naturwissenschaftlich widerspruchsfreien Konsens die richtige Antwort auf die von Platon gestellten Fragen nach der Herkunft der Naturgesetze und nach der besten Gesellschaftsform zu finden. Sie strebt keinen juristischen Status an (Verein etc.). Die PA wurde 529 von der Kirche wegen weltanschaulicher Konkurrenz verboten.
Kontakt: Anton Franz Rüdiger Brück, geb. 1938, Staatsangehörigkeit Deutsch. Humanistisches Gymnasium. Hochschulstudien: Physik, Mathematik, Philosophie, Pädagogik. Ausgeübter Beruf: Bis 2000 Lehrer im Staatsdienst. Zuschriften bitte per Post an: s. Impressum in platonakademie.de


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