Platonakademie(183), 2. Fortsetzung von PM(181): Das Türkische ist urverwandt zum Indoeuropäischen / Spuren des Türkischen im Griechischen / Die boréische Dachsprache / Text ist ident. zu vorherg. PM unter Handel (Rechtschr.-Korr. türkisch am 14.11.14)

Platon-Akademie, 12. November 2014

Offenbar haben sich die Türken nicht, wie angenommen, schon vor 8000 Jahren aus dem indisch-europäischen (ie.) Stämme-Verband gelöst, sondern erst vor 5000 Jahren, ungefähr zeitgleich mit den Indern. Wegen der vielen Entlehnungen aus asiatischen Sprachen und aus dem Arabischen sind die türkischen Substantiva und Verben (s.u.), selbst wo sie urverwandt erscheinen, doch zu wenig beweiskräftig für eine Prüfung der Urverwandtschaft. Dagegen fallen die ie. Parallelen der Personalpronomina (ich, du, er, wir, ihr, sie) und der Konjugation des Verbums auf. Diese Sprachelemente werden kaum aus anderen Sprachen entlehnt. Die persönlichen Fürwörter

ich ….ben
du …..sen
er ….. o
wir ….bis
ihr …. sis
sie …. onar

zeigen die Urverwandtschaft vor allem in der 2. Person Singular und Plura: Es ist der typisch ie. Dental-Laut s. Aber auch in der 1. Person kann man Verwandtschaft sehen, sofern man das b mit dem ie. m vergleichen darf, denn das m ist im Ie. ein uraltes Kennzeichen der 1. Person (s.u.). Eine gesetzliche Lautverschiebung zwischen b und m ist nur dann ein harter Beleg, soweit sie allein durch die Sprachorgane verursacht ist: Beide Konsonanten, b und m, werden immerhin labial gesprochen.
Die Konjugation für gehen (türk. Wurzel gid-) komplettiert die durch die Pronomina aufgefallene Parallelität:

ben …. gid-iyorúm
sen …. gid-iyorsún
o ……... gid-iyór
bis ….... gid-iyorúz
sis ……. gid-iyorsunúz
onar ….. gid-iyorlár

in der 1. Person haben wir das typische ie. m: lat. eram ich war, gr. dídom-i ich gebe. Im Dt. tritt das m nur noch in meiner, mir, mich auf.

Für die Deklination von „mein Haus“ (Haus ev) sehen wir erneut das m der 1. und das s der 2. Person:

bením …...ev-ím
senín ……ev-ín
onán ……ev-í
bisím……ev-ím
sisín……..ev-íniz
onarín…...ev-í.

Die Parallelität wird fortgesetzt von den Präpositionen (in, aus, auf …). Türkisch ist eine agglutinierende Sprache: Präpositionen hängt der Türke an (während sie später im Ie. vorangestellt werden):

ev-e …… in dem Haus
ev-de……in das Haus
ev-den…. aus dem Haus heraus

Es kann daher nur ein ie. Rest aus dem Boréischen sein, wenn diese Agglutination auch im Griechischen noch vorkommt:

Athéna-sin……in Athen“
Athéna-ze ……nach Athen
Athena-then…..von Athen.

Im zweiten und dritten dieser drei Fälle stimmt das Suffix sogar unverändert überein. Dasselbe haben wir in óiko-thi zu Hause, óiko-de nach Hause, óiko-then von zu Hause. állo-thi heißt anderswo. Anderswohin heißt állo-se, und von anderswo her heißt állo-then. Es handelt sich aber nicht mehr um eine das ganze Griechische beherrschende Agglutination, sondern um versprengte Reste

Relikte aus der Zeit, in der Turkstämme, indoeuropäische Stämme, arabische, äthiopische wie auch mongolische Stämme sich noch verstehen konnten, sind also unübersehbar. Die boréische Epoche dürfte in die letzte Eiszeit zurückreichen. Die interessanten Reste deckte Aron Dolgopolski auf (Akademie der Wissenschaften Moskau). Boréisch sind aller Wahrscheinlichkeit nach folgende z.T. aus BILD DER WISSENSCHAFT 10/1973 entnommene Beispiele. Wir beziehen sie auf die türkischen Substantiva kat, su, ákim, tepé, kedi, ay und er:

1. kat Stockwerk: dt. Kate ärmlich-kleines Haus (die Formen Haus, Hütte, Hus und dgl. sind abgeleitet); rom. casa Haus; ham.-sem. kad; drawidisch katt (?); pers. kad; finn. kota; altgr. ist noch erhalten kéuthos Schlupfwinkel; im Gr. deutet die Präposition katá hinunter ziemlich realistisch auf die Wurzel kat, denn die ärmlichen Behausungen der Bevölkerung bestanden aus Erdlöchern oder anderen gegrabenen Höhlen (die seltenen natürlichen Höhlen bewohnte der stolze „Adel“). Boréische Urform: kada.
2. su Wasser: dt. Wasser; finn,. vesi; ung. vit; tungus. öda Regen; gr. hydor; russ. voda; uralisch wete, hethitisch watar, arab. wadi Flusstal; äthiop. wode und woräbä Flusstal. Boréische Urform: wet.
3. Die türk. Wurzel ak- von ak-im Fluss entspricht dem dt./bair. Ach-e, das die Parallele im romanischen aqu-a hat. Ach-/ak- ist verständlicherweise besonders alt. Der Wortwurzel ak- (im Türk. heißt ak auch weiß, was im übergeordneten Sinne von „klar“ mit ak = Wasser verbunden gedacht werden kann) begegnen wir im noch älteren r-ak für eine trinkbare Flüssigkeit, vgl. den türk. Brandwein rak-i. Das r ist auch im Russ. reká Fluss noch vorgeschaltet und fiel, warum ist unklar, später im Westen weg, daher Ache. Wir haben es aber auch in Bayern in den Flussnamen Reg-en und Reg-nitz erhalten. r-ak oder r-aq- ist sicher boréisch, denn es ist auch im Arabischen als trinkbare Flüssigkeit zu finden (vgl. Arrak), weswegen andere das türk. raki als aus dem arabischen entlehnt ansehen.
4. Dem türkischen tepé Bergspitze entspricht engl. top Spitze; gr. tópos bedeutet zwar nur Ort, die Bedeutung Gipfel kann jedoch verloren gegangen sein zugunsten der Tatsache, dass tópos der Ort für eine Ware sein kann, wodurch tópos dem dt. Topf entspricht.
5. Dem türkischen ked-i Katze entspricht das ie. kat- und gat-, dessen Herkunft wiederum mit boréisch kada (s.o.) erklärt werden kann, weil ja im praktischen Leben die Katze Hauskatze war.
6. Das türkische ay Mond fällt dadurch auf, dass im vorgeschichtlichen Griechisch für Land das Wort áia steht, bei uns in Ei-land erhalten. Da die Alttürken den Mond wohl kaum als Welt mit Landschaften interpretierten, hat gr. áia, weil es boréisch erschlossen aiFa lautete (Gemoll), einst womöglich rund bedeutet (rund um die Erde ist auch der Horizont!), denn das türk. gleichlautende ayva ist die Quitte. Das klingt bestechend, lässt sich aber nicht weiter belegen.
7. Als letztes Beispiel führen wir das türkische Wort er = Mann auf. Das Wort geht sicher auf die Ar-ier zurück, was ie. Männer bedeutet (vgl. Baju-waren (= Baju-Männer, s. PM(184)), Ir-aner (= Männer), Iren (= Männer), und lat. vir = Mann). Freilich können wir nicht entscheiden, ob türk. er urverwandt ist oder aus dem Persischen entlehnt.

Portrait der Platonakademie
Die 1995 erneuerte Platon-Akademie (PA) versteht sich als Fortsetzung und Abschluss der antiken. Sie versucht, im naturwissenschaftlich widerspruchsfreien Konsens die richtige Antwort auf die von Platon gestellten Fragen nach der Herkunft der Naturgesetze und nach der besten Gesellschaftsform zu finden. Sie strebt keinen juristischen Status an (Verein etc.). Die PA wurde 529 von der Kirche wegen weltanschaulicher Konkurrenz verboten.
Kontakt: Anton Franz Rüdiger Brück, geb. 1938, Staatsangehörigkeit Deutsch. Humanistisches Gymnasium. Hochschulstudien: Physik, Mathematik, Philosophie, Pädagogik. Ausgeübter Beruf: Bis 2000 Lehrer im Staatsdienst. Zuschriften bitte per Post an: s. Impressum in platonakademie.de


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