Platonakademie(167). Die moderne physikalische Grundlagenforschung ist ein Wirtschaftsunternehmen / Axiomatische Wege sind kontraproduktiv / Kein Rätsel soll wirklich gelöst werden

Platon-Akademie, 28. November 2013

Für die technologisch und finanziell gigantisch gewordene Grundlagenforschung kommt ein axiomatischer Weg ungelegen. Wäre es anders, hätte die Unternehmensführung die Untersuchung des Fließens der Zeit sofort in ihr Programm eingebunden. Aber nach dem Kontakt zu Herbert Fröhlich vor 40 Jahren blieben alle gelegentlichen Anregungen an unmittelbar forschende Physiker, mit ihrem Wissen etwas zu dem historischen Programm beizutragen, unbeantwortet. Fröhlich prophezeite das.

Jenes in den Anfängen Europas von den griechischen Philosophen über alles gestellte Motiv, zu den Wurzeln (nicht nur Strukturen) des „Seienden“ um des Wissens willen vorzudringen, ist heute in die zweite und dritte Reihe zurückgetreten. Es ist dort zwar noch spürbar, aber an erster Stelle steht das Interesse an der Finanzierung der höchst anspruchsvollen Experimentalphysik. Unter enormem Zeitdruck müssen die – für sich gesehen ja bewundernswerten – Experimente sichtbare Erträge bringen. Deshalb soll tunlichst keines der großen Rätsel endgültig gelöst werden: Die großen Welträtsel sind wertvolle Ressourcen dieser Art Wirtschaftsunternehmen (vgl. PM(94)). Und in der Tat holen theoretisch denkende Grundlagenphysiker mit gewaltigem mathematischem Aufwand das Letztmögliche aus einem Konzept heraus, das ohne die Zeit auskommen will.

Natürlich verdient ein solches Wirtschaftsunternehmen deswegen keinen an die Substanz gehenden Vorwurf. Auch wenn es den Bezug zum ursprünglichen Ziel verliert, ist es immerhin ökologieverträglich, fördert also weder die Artenausrottung noch braucht es die Abholzung von Regenwäldern. Die Klimaerwärmung treibt es auch nicht voran. Zudem profitieren viele auf diese ungefährliche Weise.

Aber wie auch immer es sein mag, eine Platonakademie schuldet ihrem Namen thematische Ernsthaftigkeit. Sie kann sich mit Verflachung und Zweckentfremdung der großen Anfangsfragen nicht anfreunden. Das muss sie auch nicht, zumal absehbar ist, dass Heraklits „Theorem“ vom Fließen der Zeit so oder so aus sachlichen Gründen in den Blickpunkt rücken wird. Sie sieht in der empirischen Physik seit Galilei eine durch die Nichtbeachtung jenes Theorems bedingte Übergangsphase (PM(90)).
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Portrait der Platonakademie
Die 1995 erneuerte Platon-Akademie (PA) versteht sich als Fortsetzung und Abschluss der antiken. Sie versucht, im naturwissenschaftlich widerspruchsfreien Konsens die richtige Antwort auf die von Platon gestellten Fragen nach der Herkunft der Naturgesetze und nach der besten Gesellschaftsform zu finden. Sie strebt keinen juristischen Status an (Verein etc.). Die PA wurde 529 von der Kirche aus weltanschaulicher Konkurrenz verboten.
Leitung: Anton Franz Rüdiger Brück, geb. 1938, Staatsangehörigkeit Deutsch. Humanistisches Gymnasium. Hochschulstudien: Physik, Mathematik, Philosophie, Pädagogik. Ausgeübter Beruf: Bis 2000 Lehrer im Staatsdienst. Mail: platonakademie(at)aol.de


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