Platon-Akademie
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Zur PressemappeDie Supernova 1987A explodierte in der Großen Magellanschen Wolke, gut 160000 Lichtjahre entfernt im Reich des gerade noch Beobachtbaren, und war die erste kosmisch nahe seit 1604. Sie war vom Typ SN II. Eine solche leuchtet auf, wenn sich der Brennstoff eines alten, schweren Sterns erschöpft hat, sein Kern zu einem gigantischen Eisenklumpen geworden ist und dann unter seiner Last zusammenbricht. Vorher hat sich seine Atmosphäre, weil sie wärmeisolierend wirkt, zu einem Roten Riesenstern aufgebläht, rot wegen der geringen Oberflächentemperatur der riesigen Kugel. Eine vergleichbare Aufblähung durch Wärmestau demonstriert uns die überkochende Milch. Jedoch lässt, anders als bei der Milch, der plötzlich sekundenschnell implodierende Eisenkern die relativ leichte Sternhülle explodieren und man erblickt nach deren Verflüchtigung nur noch einen übrig gebliebenen Neutronenstern von wenigen Kilometern Durchmesser - dafür von sagenhafter Nahezu-Atomkerndichte. Leicht wird bei einer solchen SN die 100 Millionen-fache Sonnenleuchtkraft erreicht!
„Sterne und Weltraum“ (SuW) schilderte in Heft 7 und 8 (2012) das Drama der SN 1987A: Unmittelbar vor der Explosion hatte wider Erwarten ein Blauer Riese am Ort der SN gestanden. Das sind i.a. junge Sterne, die noch weit davon entfernt sind, als SN zu explodieren: SN 1987A wurde wegen dieser Ungereimtheit rasch zum infant terrible im Rat konventioneller Theoretiker. Prompt stellten sich hergebrachte Denkgewohnheiten der Klärung des Widerspruchs in den Weg. Namentlich bekannte Astrophysiker zogen es vor, in alten Gleichungen der Sternentwicklungstheorie nach Fehlern zu suchen, statt gerade in so einem interessanten Fall der Kreativität freien Raum zu lassen.
Die Überprüfung alter Ansätze ist üblich und korrekt. Was indes kein Lob verdiente: Ein noch nicht auf der Liste anerkannter Forscher stehender Astrophysiker namens Philipp Podsiadlowski konnte per Computersimulation alle außergewöhnlichen Beobachtungsdaten erklären, indem er annahm, dass vor der Explosion der sich aufblähende SN-Kandidat einen nahen Begleitestern verschluckt hatte. Die Einzelheiten dieser Annahme erschienen manchen angepassten Astrophysikern zu viel des Guten. Obwohl die beobachteten Details, wie Rechnungen zeigten, genau auf dieses Modell passten, tauchte aus dem Hinterhalt ein anonymes Gutachten auf und bewog die Zeitschrift „Nature“, die Veröffentlichung abzulehnen, die Podsiadlowski, sein Doktorvater und ein weiterer Astrophysiker eingereicht hatten – ein nicht ganz einmaliges Verfahren. Zwar griff dafür eine außeramerikanische Zeitschrift die Publikation auf. Doch diese wurde ebenfalls ignoriert. Podsiadlowski bekam in der Folge weder Forschungsgelder noch eine Assistentenstelle. Seine Entdeckung wurde ihm beinahe zum Verhängnis. Das Spiel glich einer Kopie der Widerstände, die schon die Päpste der europäischen Aufklärung entgegensetzten.
Wenn ein Riesenstern mit seiner immens ausgedehnten Atmosphäre einen Begleiter verschlingt, kreist dieser erst einmal Jahrtausende lang innerhalb der Hülle des Riesensterns weiter, wird aber zunehmend gebremst, bis er unaufhaltsam in den Kern des Riesensterns stürzt. Zu sehen ist jetzt ein außerplanmäßiger, wenn auch kurzlebiger Sterntyp: Beide Sternkerne erzeugen gemeinsam eine mächtige, glühende Turbulenzwolke, genau nach dem Prinzip des aufgewirbelten Staubs bei einem großen Meteoriteneinschlag, nur mit ungleich mehr Energiefreisetzung. Die Temperatur der Hülle steigt enorm an. Auf diese Weise leuchtete damals am Ort der späteren SN 1987A erst einmal ein blauer Überriese, zum Verwechseln ähnlich einem jungen Blauen Riesen.
Erst sechs Jahre nach der SN 1987A hatten sich weitere Daten zu Gunsten Podsiadlowskis soweit angesammelt, dass sein Hauptgegner, Stan Woosly aus Santa Cruz, den Widerstand beendete.
Es gibt immer wieder Forscher, denen zutreffende Problemlösungen nicht so wichtig sind, nur weiß nicht jeder auch, was ihm daraus erwächst. Trägt er sich ungeniert ruhmbegierig in die Geschichte der Wissenschaft ein, wird er womöglich das Gelächter der Nachwelt ernten, oder gar Verachtung und Kopfschütteln. Die seltenen Fälle, die in der Geschichtsforschung unaufgeklärt bleiben, belasten sogar das öffentliche Ansehen der ganzen Universitätswissenschaft. Auf die relativ häufigen Entgleisungen reagierte z.B. die renommierte Süddeutsche Zeitung am 26.11.2011, S.24 so: „Am Anfang einer wissenschaftlichen Karriere steht der jahrelange Verzicht auf eigene Identität.“ … „Wer zur Forscherelite aufsteigen will, muss im richtigen Moment Allianzen schmieden und im nächsten die Ellenbogen ausfahren … und sich in Notzeiten zu Frondiensten bereit erklären …“. Er muss, „um in den Forscherolymp aufzusteigen, die Tricks der Falschspielerei beherrschen. …“ Meist jedenfalls.
Firmenportrait:
Die 1995 erneuerte Platon-Akademie (PA) versteht sich als Fortsetzung und Abschluss der antiken. Es geht ihr aber nicht um die Fortsetzung der spekulativen Philosophie Platons, auch Textkritik ist die Ausnahme. Sie versucht, im naturwissenschaftlich widerspruchsfreien Konsens die richtige Antwort auf die von Platon gestellten Fragen nach der letzten Ursache der Naturgesetze und nach der Gesellschaftsordnung zu finden. Sie wurde 529 von der Kirche geschlossen.
Leitung: Anton Franz Rüdiger Brück, geb. 1938, Staatsangehörigkeit Deutsch. Humanistisches Gymnasium. Hochschulstudien: Physik, Mathematik, Pädagogik, Philosophie. Ausgeübter Beruf: Bis 2000 Lehrer im Staatsdienst.
Mail: platonakademie (@) aol.de
*) Der Text wurde kurz nach der Veröffentlichung noch einmal bearbeitet und ca. 2 Stunden später wieder eingestellt.