Platon-Akademie (66). Wachstums-Ökologie-Wohlstands-Weltwirtschafts-Formel und andere gut gemeinte Paradoxien.

Platon-Akademie, 23. März 2011

Am 17. Januar 2011 hat eine Bundestagskommission begonnen, eine Art Ökologie-Wachstums-Wohlstands –Weltformel zu konstruieren. Das Vorhaben ist gut gemeint. Japans Kernenergie-Desaster beleuchtet jedoch drastisch die immanente Paradoxie. „Finger weg von der Biosphäre“ würde für die 7-Milliarden-Bevölkerung der Erde immer den Kollaps bedeuten. Eine Massengesellschaft ohne Wachstum kippt wie der stehen bleibende Radfahrer. Auch eine zum Besten korrigierte Wachstumswirtschaft ist immer so ausgelegt, dass irgendwo die ökologischen Gegebenheiten nicht geschont bleiben.

Am 13.8.2010 machte die SZ auf S.4 sichtbar, woran es krankt: „Und wie reagiert die Politik überall auf der Welt? Sie repariert. Pakistan erhält Zelte, Lebensmittel und Medikamente, Russland zusätzlich Löschflugzeuge, China baut neue Dörfer auf und entlang von Neiße und Elbe wachsen irgendwann die Deiche. Es ist das mindeste, was Regierungen anbieten können, es hilft den Notleidenden und beugt, wenn schon nicht der nächsten Katastrophe, dann doch wenigstens deren Verheerungen vor. Nur liegt darin wenig Hoffnung, solange die Politik nicht die Wurzeln des Problems aufgreift. Dazu müsste sie in komplexen Zusammenhängen von Ursache und Wirkung denken, sie müsste jede Planung, jedes Gesetz in ein Gesamtsystem einbetten. Das ist die Stärke der Politik nicht.“ (Autor: Michael Bauchmüller).

Eine ökologieverträgliche Weltformel für die Weltwirtschaft ist paradox, weil wegen des (grundsätzlich irrationalen) Anthropozentrismus das Denken in „Ursache und Wirkung“ völlig ausfällt. Sicher ist der Mensch etwas Besonderes, aber jede Tierart ist etwas Besonderes. Der in den neolithisch/bronzezeitlichen Mythen wurzelnde Anthropozentrismus unterhöhlt die ganze Biosphäre und bleibt in der anvisierten Formel als unverdaute Paradoxie liegen. Privilegiendenken heißt: Alles nicht vom Menschen Gemachte, alles außerhalb von Zivilisation, Moral, Staatsordnung usw., gilt – abgesehen davon dass man Geld daraus macht – als wertlos.

Die deutsche Bundesregierung hat in der jetzigen Legislaturperiode schon drei schwere Naturzerstörungen durchgeboxt: Klassische Wachstumsbeschleunigung, Verheizung von Nahrungsmitteln in den Benzinmotoren und die Verlängerung der Verlängerung der Kernenergie-Laufzeit.

Jede Planung nach Ursache und Wirkung in ein Gesamtsystem einbetten (Bauchmüller) – da hat nicht zuletzt die AKW-Wirtschaft „null Bock“. Die AKWs tragen bekanntlich nicht nur die konventionelle Gefahr einer Explosion in sich, sondern, je nach Plutoniumanteil, zusätzlich auf ungezählte Jahrzehntausende hinauslaufende Unbewohnbarkeit ganzer Regionen.

Man wird noch oft daran erinnert werden: Der unterschätzte Riese Biosphäre antwortet mit Klimaerwärmung, Nahrungsmangel, Wasserverknappung, Wüstenausweitung, politischen Unruhen und Völkerwanderungen. Geschätzte 600 Mio. Menschen werden aus den Küstenregionen flüchten müssen. Ähnlich große Menschenmassen werden durch Wüstenbildung aussterben. Der Rückversicherung Munich Re, deren Existenz durch die Schäden schwer gefährdet ist, hatte die PA vorgeschlagen, in einer internationalen Medienkampagne den Beweis zu fordern, dass der Homo Sapiens seine Privilegien praktizieren darf. Dazu meinte sie, dass das, was schon getan werde, den Ansprüchen genüge.

Die erneuerte Platon-Akademie (PA) versteht sich als Fortsetzung und Abschluss der antiken. Es geht ihr aber nicht um die Fortsetzung der spekulativen Philosophie Platons, auch Textkritik ist die Ausnahme. Sie versucht, im naturwissenschaftlich widerspruchsfreien Konsens die richtige Antwort auf die von Platon gestellten Fragen nach der letzten Ursache der Naturgesetze und nach der Gesellschaftsordnung zu finden.
Leitung: Anton Franz Rüdiger Brück, geb. 1938, Staatsangeh. Deutsch. Humanistisches Gymnasium. Hochschulstudien: Physik, Mathematik, Pädagogik, Philosophie. Ausgeübter Beruf: Bis 2000 Lehrer im Staatsdienst.
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