Platon-Akademie
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Zur PressemappeDie Grundskizze (vgl. PM(18): In der Kleingruppe (Ur-Familie, Großfamilie) hatten die sozialen Verhaltensmuster Parallelen zu denen des Wolfsrudels, wie die psychische Affinität von Hund und Mensch belegt. Alle Mitglieder (Individuen) in der ausnahmslosen Rangordnung kannten sich sehr genau, und das erfahrenste und zugleich körperlich stärkste führte die Gruppe. Ihre Stabilität war nicht nur durch die nötigen instinktiven Formen der Gemeinsamkeit gewährleistet; einer ihrer Faktoren war auch der Druck von außen. Widrige Einflüsse sowie Nahrungskonkurrenten und Raubtiere hielten die Gruppe – beim Menschen bis etwa 20 Individuen, vgl. PM(62/S) – zusammen.
Während damals der „Patriarch“ als ein jedermann persönlich bekannter Familienvater mit den nötigen Instinkten der familiären Fürsorge ausgerüstet war und somit nur bedingt das berüchtigte despotische Oberhaupt spielte (vgl. den Alpha-Wolf), begann er in der nacheiszeitlichen, wachsenden Masse die Mitmenschen rücksichtslos zu unterwerfen. Denn allein mit ihren alten Instinkten fügten sich die jetzt untereinander weitgehend fremden Individuen nicht mehr in die Gemeinschaft. Aus ehemals einfühlsamer Herrschaft wurde ein absolutistisches Schreckensregime.
Er stützte seine Herrschaft auf die Hierarchie von wenigen ihm bekannten Untertanen und berief sich (denken wir an die Römischer Kaiser) zunehmend auf Götter, von denen er abzustammen behauptete, um seine Autorität zu sichern. Das AT begrenzte die religiöse Autorität auf einen einzelnen allwissenden, allmächtigen Gott, Kopie des Patriarchen, der die von der Masse benötigten Gesetze angeblich verkündet hatte und jeden Ungehorsam mit Feuer und Hölle zu rächen drohte. Die völlig ungebildete Masse, die nichts als ihre angeborenen Instinkte besaß, ließ sich nur noch schematisch mit einer den Insektenstaaten analogen Ideologie in Schach halten.
Die Bedingungen waren also grundlegend verändert. Aus der Geschichtsforschung ist viel über den Terror im absolutistischen Tyrannen- und Gottesstaat bekannt. An seine Spitze setzte sich wie eine aus der Masse gekeimte, entartete Blüte eine einzelne autonome, ins Ganze nicht eingefügte Familie. Die angeborenen sozialen Instinkte, wie der der Rangordnung, waren in ihr insgesamt noch die angestammten, das Volk aber, weitestgehend zur Namenlosigkeit verurteilt und versklavt, arbeitete überwiegend für die Interessen der Herrscherfamilie, z.B. für deren Privatkriege, und Aufstände der Anonymen warf die Führung mit unvorstellbarer Brutalität nieder (Beispiel Spartakusaufstand). Die Diktatoren der Neuzeit sind die typischen Epigonen. Zum berühmtesten Beispiel wurde die für Menschen paradoxe kommunistische Gesellschaftsordnung.
Der archaische Individualismus ließ sich jedoch weder mit Religionsterror noch mit weltlicher Gewalt aberziehen. Erst in den langsam erkämpften Volksherrschaften, die auf der Basis wachsender Bildung möglich wurden – Bildung bekämpfte nicht den Individualismus, sondern den Führungsclan! – beginnt nach und nach die Termiten-Ethik zu verfallen und das Privatleben früherer Jahrmillionen kommt bruchstückhaft wieder zu seinem Vorrecht.
Aber auch Demokratien scheinen von vordemokratischen Tendenzen nicht ganz freizukommen. Immer wieder bilden sich auch in ihnen degenerierte Varianten der despotischen Führung: In der Moderne sind es zunehmend mächtige Finanzlobbys, die, oft mit politischer Duldung, die Massen wirtschaftlich auszehren. Angewandt werden angesichts der Menschenrechte nicht mehr Mord und Versklavung, wie noch im 20. Jahrhundert. Dafür setzt man psychologische Mittel der Überredung ein: Bedarfsweckung, Schönfärberei, Verheimlichung, Ablenkung. Die Urteilsbildung der Masse soll verwirrt, das Einfangen von Wählern erleichtert werden.
Angenommen nun, es übernähme ein reiner Individualismus die Führung, bevor der Bevölkerung die archaischen Zusammenhänge klar bewusst sind. Dann würden die Massenstaaten zu Kartenhäusern. Wir können nämlich angesichts der Übervölkerung der Erde nicht mehr zum autonomen Privatleben zurückkehren. Wir sind überwiegend geleitet von der genetisch geregelten Ethik der Ur-Familie. Die Masse ist vorgegeben.
Höchstens wenn wir mit biosoziologischem Einblick in die Massengesellschaft, entschädigt durch weitestgehende individuelle Freiheit, bereit wären, eine zumutbare ethische Überformungen unserer Instinkte zu tolerieren – so etwa dass wir für die Allgemeinheit arbeiten und Steuern freiwillig abführen – ließe sich theoretisch eine Massengesellschaft stabilisieren. Von den ökologischen Diskrepanzen der globalen Masse wird hier abgesehen.
Portrait der PA:
Die erneuerte Platon-Akademie versteht sich als Fortsetzung und Abschluss der antiken. Es geht ihr aber nicht um die Fortsetzung der spekulativen Philosophie Platons, auch Textkritik ist die Ausnahme. Sie versucht, im naturwissenschaftlich widerspruchsfreien Konsens die richtige Antwort auf die von Platon gestellten Fragen nach der letzten Ursache der Naturgesetze und nach der Gesellschaftsordnung zu finden.
Leitung: Anton Franz Rüdiger Brück, geb. 1938, Staatsangeh. Deutsch. Humanistisches Gymnasium. Hochschulstudien: Physik, Mathematik, Pädagogik, Philosophie. Ausgeübter Beruf: Bis 2000 Lehrer im Staatsdienst.
Mail: platonakademie (@) aol.de