Platon-Akademie (56). IV. Kapitel Religion: „Das Leben ein Traum, der Traum ein Leben“

Platon-Akademie, 23. November 2010

Das erlebte Bewusstsein – als Wirklichkeit der Komplexität des Nervensystems verstanden, s.PM(55) – spielt sich in der Gegenwart T ab, auf der die TFZ aufbaut. Das gilt aber auch für das Traumbewusstsein, nur wird die Gegenwart des Traumes nicht mit der Gegenwart des Wachbewusstseins identifiziert. Man war in einer anderen Welt, sagt man. Und aus der Gegenwartsbedingung bzw. der Physik der UO ist zu entnehmen, dass ein anderes T des Subjekts zu einem anderen Universum gehört.

Jedermann weiß, dass es oft gar nicht leicht ist, sofort zu sagen, ob man wach ist oder träumt. Das stellt sich erst bei der Verarbeitung heraus. Schaut man genau hin, erkennt man einen Unterschied: Im Traum haben die Erlebnisse, anders als im Wachzustand, keine stetige Kontinuität mehr. Sie sind sprunghaft. Wäre die Kausalität auch im Traum kontinuierlich, so wäre es wohl gar nicht möglich, Traumwelt von Wachwelt zu unterscheiden. Man kann demnach das Wachbewusstsein durchaus einen Traum mit durchgehender Kausalität nennen. Pedro Calderón de la Barca hat das treffend in dem Titel seines Theaterstücks „Das Leben ein Traum, der Traum ein Leben“ ausgedrückt.

Im Traum- wie im Wachbewusstsein mischen sich Erinnerungen und machen etwas Anschließendes daraus, genauer: Beide bestehen aus Teilen der subjektiven Vergangenheit (aus Erinnerungen) und schließen den Endpunkt der Vergangenheit, den jeweiligen Gegenwartspunkt ein. Anscheinend hängt also der Wesens-Unterschied zwischen Traum- und Wachzustand an relativ belanglosen Dingen.

Das ist ein fundamentaler Ansatzpunkt. Menschen, die aus dem klinischen Tod wieder erwachten, berichteten, wie ihre letzten Erlebnisse von Endorphinen mitbestimmt waren, die einen Glückszustand herstellten. Wenn im III. Kapitel Religion (PM(55)) die – im Rahmen der TFZ kaum bestreitbare – Fortexistenz des Bewusstseins in einem identischen Organismus begründet wurde, dann leiten wir aus den Berichten die Vermutung ab, dass in dem Moment, wenn die Komplexität des hiesigen Organismus zusammenbricht, das Subjekt sein Wachbewusstsein mit dem zuletzt erlebten, sehr positiv bewerteten Traumbewusstsein fortsetzt. Die Todesursache wird z.B. aus dem Bewusstsein eliminiert. (Zu verwerten ist auch die bekannte Tatsache, dass ohnehin positive Erinnerungen bevorzugt erhalten bleiben.)

Das letzte Erlebnis im Traum besaß keine stetige Kausalität mehr. Daher gehen wir davon aus, dass das Bewusstsein nach dem identischen Wechsel die stetige Kausalität wieder aufnimmt. Das ist verständlich: In dem „Zieluniversum“ existiert ja der soeben erloschene (gestorbene) Organismus in unbeschädigter, bis aufs Molekül identischer Struktur und Komplexität. Weil Erinnerungen in Molekülstrukturen gespeichert sind, erlebt das Subjekt das dem identischen Organismus ohnehin gegebene Wachbewusstsein, und dieses ist dann inhaltlich identisch mit dem letzten Traumbewusstsein des erloschenen. Alle bisherigen Erinnerungen sind (wegen der Identität der Molekülstrukturen) dem „neuen“ Bewusstsein vorgegeben. Der identische Wechsel trifft automatisch die Universen mit dem identischen Bewusstsein.

Die Gegenwart des „neuen“ Universums liegt stets hinter der des „alten“ zurück, weil die ersten Bewusstseinsinhalte im neuen Leben aus Erinnerungen des „alten“ Organismus bestehen: Das Weiterleben springt auf einen Zeitpunkt des vergangenen Lebens zurück. Wie weit, hängt vom Datum dieser Inhalte ab. Es ist meist aus Daten verschiedener Erinnerungen gemittelt.

Platon-Akademie (PA). Sie wurde als Fortsetzung der antiken PA neu gegründet und befindet sich im Aufbau. Das Ziel ist jedoch grundsätzlich nicht die Fortsetzung oder Wiedergabe der spekulativen Philosophie Platons. Vielmehr ist es jetzt ihre Aufgabe, im naturwissenschaftlich widerspruchsfreien Konsens die richtige Antwort auf die großen modernen philos. Fragen zu finden.
Leitung: A.Fr. Rüdiger Brück
Staatsangeh. Deutsch
Geb. 1938 in Völklingen
Ignaz Günther Gymnasium Rosenheim
1959 Abitur
Studien: Pädagogik, Philosophie, Physik, Mathematik
Ausgeübter Beruf: Bis 2000 Lehrer im Staatsdienst

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